Vorstand des FLB anscheinend handlungsunfähig

Märkische Allgemeine Zeitung / Sportbuzzer, 04.05.2021

Am 30. März wandte sich Rainer Stock mit einem Brief an den Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB). In diesem appellierte der Trainer des Landesklasse-Ost-Teams FSV 63 Luckenwalde II, die vom Verband getroffene Entscheidung zum Abbruch der Saison 2020/21 – in der es bis auf den MSV Neuruppin als Erster der Brandenburgliga weder Auf- noch Absteiger gibt – noch einmal zu überdenken. Auch andere Vereine wie der FC Stahl Brandenburg (Landesliga Nord), Germania Schöneiche (Landesliga Süd) und der Angermünder FC (Landesklasse Nord) wandten sich Anfang April mit einem Schreiben an den FLB und forderten ein Umdenken beim Verband ein. Rainer Stock plädierte für eine Verlängerung der Spielzeit – um vor allem die Teams, die in den Monaten des stattfindenden Spielbetriebs viele Punkte sammelten und mit guten Leistungen zu überzeugen wussten, nicht zu bestrafen. Stock erhielt dabei von zahlreichen Vereinen Zuspruch – unter anderem vom Landesklasse-Vertreter Teltower FV.

Knapp zwei Wochen später erhielt Stock ein Antwortschreiben des FLB-Präsidenten Jens Kaden, in dem dieser unter anderem erklärt, dass vor der getroffenen Entscheidung durch den Verbandsvorstand am 29. März „jegliche Szenarien, Ideen und Vorschläge, Entwicklungen und Alternativen“ für eine andere Lösung durchgegangen worden seien. Gerade mit Blick auf die weiterhin „geringe Wertschätzung“ des Amateursports bei Bund und Ländern, sei man weiterhin davon überzeugt, dass die letztlich getroffene Entscheidung „alternativlos und richtig ist, auch wenn darüber der eine oder andere Fußballfreund nicht ganz begeistert ist“. Dennoch habe der FLB den Vereinen mit seinem Entschluss (Kaden: „Das tut uns allen weh!“) die nötige Planungssicherheit gegeben.

Eine von Stock vorgeschlagene und vielen anderen Vereinen unterstützte Variante der Saisonverlängerung, wie sie etwa im Vorjahr in Bayern angewandt wurde, sei für den FLB keine praktikable Lösung gewesen. Zum einen verweist Kaden auf die besondere Stellung des Bundeslandes Bayern mit einer eigenen Regional- und Oberliga und erklärt zudem mit Blick auf die von Stock ins Spiel gebrachte Variante: „Demnach ist selbst hypothetisch gesehen Ihr Vorschlag nicht geeignet, dies als einzig richtige Lösung anzusehen. Zu viele Faktoren und Abhängigkeiten sind weder vorausschaubar, noch berechenbar. Eine Vielzahl anderer Landesverbände hat ebenso wie der Fußball-Landesverband Brandenburg den Abbruch der Saison vollzogen, in den restlichen Verbänden geht eine klare Tendenz zu einer solchen Entscheidung.“ Auf das vom FLB-Präsidenten verschickte Antwortschreiben haben jetzt noch einmal mehrere Vereine reagiert und ihren Appell, die getroffene Entscheidung noch einmal zu überdenken, erneuert. Zu den Unterzeichnern des Briefes zählen der Teltower FV, der FSV Luckenwalde II, der FSV Admira, GW Deutsch Wusterhausen, BW Dahlewitz, Juventus Crew Alpha, der SV Rangsdorf, der SV Schönefeld und der RSV Waltersdorf. Sie verweisen zum Beispiel auf die getroffene Entscheidung des Fußball-Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern, in dem es anders als in Brandenburg zumindest Aufsteiger gibt. Zudem bekräftigen sie den von Rainer Stock im ersten Brief deutlich gemachten Standpunkt. Dabei geht es keineswegs darum, einen etwaigen Aufstieg zu fordern. „Uns geht es einzig und allein um die Würdigung der bisherigen Leistungen der Mannschaften. Es ist für uns in keiner Weise nachvollziehbar, aus welchen Gründen erbrachte Leistungen vollends einer Wertung entzogen werden sollen.“

Die Vereine hadern zudem mit einer mangelnden Kompromissbereitschaft und hätten sich gewünscht, mehr in die Entscheidungsfindung einbezogen zu werden. So gab es zum Beispiel im vergangenen Dezember Videokonferenzen mit den verschiedenen Staffeln auf Landesebene, um sich ein Stimmungsbild einzuholen. Ein ähnliches Vorgehen hätten sich die Vereine auch zu einem späteren Zeitpunkt und angepasst an die aktuellen Gegebenheit gewünscht. „Es kommt einem zumindest so vor, als wenn es wenig Bereitschaft beim Verband gibt, von seinem Standpunkt abzurücken“, sagt etwa Marco Fritz. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Teltower FV und gleichzeitig Co-Trainer der ersten Männermannschaft des Vereins. Diese führte zum Zeitpunkt des Saisonabbruchs mit neun Siegen aus zehn Spielen die Landesklasse-West-Tabelle an und träumte nach 14 Jahren von der Rückkehr in die Landesliga. „Dass die gebrachten Leistungen jetzt für die Katz sind, ist natürlich ärgerlich. Deswegen hätten wir uns vom Verband natürlich eine andere Lösung gewünscht“, so Fritz.

Mit Blick auf das inzwischen seit sechs Monaten ausgesetzte Mannschaftstraining für Amateurfußballer werben sie zudem erneut für eine Fortsetzung der Saison 2020/21 im Spieljahr 2021/22. Das „gäbe den Spielern also die Möglichkeit, sich hinreichend auf die Rückkehr in den regelmäßigen Trainings- und Wettkampfbetrieb vorzubereiten, da eine Fortsetzung der Saison 2020/21 auch erst zu Anfang September möglich wäre. Insofern stimmen wir mit Ihnen überein, dass es behördlicherseits weiterhin an einer klaren Perspektive für den Amateursport fehlt. Und gerade vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, weshalb der Landesverband in eine Saison 2021/22 mit sodann erneut aufgeblähten Ligen starten möchte“.